Moor

  Behandele einen Stein wie eine Pflanze,

      eine Pflanze wie ein Tier und

ein Tier wie einen Menschen. Indianisches Sprichwort

Das Duvenseer Moor ist schützenswert!

Vor wirtschaftlichen Interessen, die unser Moor zerstören.

Für die Natur, die Tierwelt und unsere Kinder und Enkel.

Das vom LLUR in Auftrag gegebene Schutzwürdigkeitsgutachten von 2015 belegt eindrucksvoll die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des Gebietes.


Von großer Bedeutung ist der Erhalt der Nieder- und Hochmoorstandorte für eine Vielzahl seltener und teilweise europaweit gefährdeter Tiere und Pflanzen. Die Überschwemmungsbereiche sind Rast- und Nahrungsgebiet für Wasservögel. Bei hohen Wasserständen wird das Gebiet seit einigen Jahren von Kranichen als Schlafplatz angenommen. Die Großflächigkeit  des Grünlandareals  ist dabei eine landesweite Besonderheit. Dadurch sind die rastenden Zugvogelarten besonders sicher und können ungestört Nahrung aufnehmen.


In der Vergangenheit führten die Trockenlegung der Seen um 1850 und eine fortwährende Entwässerung mit Hilfe eines Schöpfwerkes zur Degradierung der Moorstandorte. Die Folgen sind Torfmineralisation und Sackung der Moorböden. Klimaschädliche Gase gelangen dadurch in die Atmosphäre. Nur mit einer Unterschutzstellung des Gebietes wird es künftig möglich sein negative Prozesse der Vergangenheit umzukehren und effektive Maßnahmen für die Ziele eines Moor- und Klimaschutzes zu ergreifen.


Die staatlichen Instrumente für einen effektiven Naturschutz haben sich bundesweit seit Jahrzehnten bewährt. Die Unterschutzstellung des Duvenseer Moores wird in offiziellen Planungen seit 1986 propagiert. Vor Ort ist jedoch bis heute nichts geschehen, was zu einer Erhaltung des Gebietes beigetragen hat. Die umliegenden Gemeinden alleine sind hoffnungslos überfordert. Auch ein lokaler Verein der Gemeinden kann die Anforderungen an einen effektiven Naturschutz nicht gewährleisten.

Die Bürgerinitiative Pro Natur Duvenseer Moor hält es für dringend geboten, dass das Rechtsetzungsverfahren für ein Naturschutzgebiet so schnell wie möglich eingeleitet wird. Anschließend sind weitere Gespräche mit den Gemeinden, den zuständigen Ämtern und Behörden sowie den Landbesitzern und den Naturschutzvereinen notwendig. Für die Zukunft könnte ein Zweckverband gegründet werden, um die vielen offenen Fragen zu klären. Dazu ist in einem ersten Schritt ein bodenkundliches und hydrologisches Gutachten zwingend notwendig.

Archäologische Funde

Was für Schätze verbergen sich noch im Duvenseer Moor?

Auf der Internetseite www.schloss-gottorf.de wurde wie folgt berichtet: 


Geoarchäologische Forschungen zur Rekonstruktion einer Paläolandschaft des älteren Mesolithikums in Norddeutschland


Das Duvenseer Moor im Landkreis Herzogtum Lauenburg im südöstlichen Schleswig-Holstein zählt aufgrund seiner hervorragend erhaltenen mesolithischen Wohnplätze zu den bedeutendsten steinzeitlichen Paläolandschaften im nördlichen Europa. Nach der Entdeckung der ersten Fundstellen 1923 und deren archäologischer Untersuchung in den 1920er Jahren durch Gustav Schwantes und Karl Gripp sowie nachfolgend 1946 durch Herrmann Schwabedissen erfolgte die weitere Erforschung der mesolithischen Fundstellen seit den 1960er Jahren durch Klaus Bokelmann.

Ein intensives Prospektions- und Ausgrabungsprogramm führte in den folgenden Jahrzehnten zur Entdeckung weiterer mesolithischer und neolithischer Wohnplätze auf kleinen Inseln oder Halbinseln am westlichen Ufer des damaligen frühholozänen Sees. Der hervorragende Erhaltungszustand mit erhaltenen Lagerplatzstrukturen wie Feuerstellen, spezialisierten Haselnussröststätten, Rindenmatten und Flintschlagkonzentrationen erlaubt eine detaillierte Untersuchung der räumlichen Organisation prähistorischer Jäger/Sammler-Lagerplätze, auch wenn die Fundstellen im Duvenseer Moor vielleicht nur einen sehr spezialisierten temporären Teil im Jahreszyklus der ökonomischen Landnutzung dieser Kulturen repräsentieren.


Diese Untersuchungen, die lange Zeit einen Schwerpunkt der archäologischen Landesforschung des Archäologischen Landesmuseums Schleswig-Holstein bildeten, werden seit 2009 unter Federführung des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie in enger Abstimmung mit dem Ausgräber Klaus Bokelmann, dem Archäologischen Landesmuseum und dem Archäologischen Landesamt fortgeführt.

Herbstliche Impression.
Nach dem Sturm....
In den Ellern nach Sturm Xavier im Oktober 2017...
Abendstimmung im Duvenseer Moor.
Herbstsonne.
Herbstliches Lichtspiel.
Blick Richtung Lüchow
Winter im Duvenseer Moor.

Drei Gedichte über das Moor

IM MOOR


Das Moor ist still, das Moor ist tief.

Aufleuchtend grüßt zum letzten Male

Die Sonne, eh’ der Tag entschlief,

Wie roter Wein in goldner Schale.


Wenn Abendrot im Westen flammt,

Wenn scheidend flieh’n des Tages Gluten,

Des Moores dunkelbrauner Samt

Versinkt in weißen Nebelfluten,


Dann steigt, umwallt vom Schleierband,

Die Moorfrau aus der feuchten Wolke,

Und spinnt und spinnt mit blasser Hand,

Und spinnend sitzt sie an dem Kolke.


Jürgen Brand

DAT MOOR


De Borrn bewegt sik op un dal,

As gingst du langs en böken Bahl,

Dat Water schülpert inne Graff,

De Grasnarv bewert op un af;

Dat geit hendal, dat geit tohöch

So lisen as en Kinnerweeg.


Dat Moor is brun, de Heid is brun,

Dat Wullgras schint so witt as Dun,

So week as Sid, so rein as Snee:

Den Hadbar reckt dat bet ant Knee.


Hier hüppt de Pock int Reth hentlank,

Un singt uns Abends sin Gesank;

De Voss de bru’t, de Wachtel röppt,

De ganze Welt is still un slöppt.


Du hörst din Schritt ni, wenn du geist,

Du hörst de Rüschen, wenn du steist,

Dat levt un wevt int ganze Feld,

As weert bi Nacht en anner Welt.


Denn ward dat Moor so wit un grot,

Denn ward de Minsch so lütt to Mod:

Wull weet, wa lang he dær de Heid

Noch frisch un kräfti geit!


Klaus Groth



DER KNABE IM MOOR


O schaurig ist's übers Moor zu gehn,

Wenn es wimmelt vom Heiderauche,

Sich wie Phantome die Dünste drehn

Und die Ranke häkelt am Strauche,

Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,

Wenn aus der Spalte es zischt und singt,

O schaurig ist's übers Moor zu gehn,

Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

 

Fest hält die Fibel das zitternde Kind

Und rennt, als ob man es jage;

Hohl über die Fläche sauset der Wind -

Was raschelt drüben am Hage?

Das ist der gespenstische Gräberknecht,

Der dem Meister die besten Torfe verzecht;

Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!

Hinducket das Knäblein zage.

 

Vom Ufer starret Gestumpf hervor,

Unheimlich nicket die Föhre,

Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,

Durch Riesenhalme wie Speere;

Und wie es rieselt und knittert darin!

Das ist die unselige Spinnerin,

Das ist die gebannte Spinnlenor',

Die den Haspel dreht im Geröhre!

 

Voran, voran! nur immer im Lauf,

Voran, als woll' es ihn holen;

Vor seinem Fuße brodelt es auf,

Es pfeift ihm unter den Sohlen

Wie eine gespenstige Melodei;

Das ist der Geigemann ungetreu,

Das ist der diebische Fiedler Knauf,

Der den Hochzeitheller gestohlen!

 

Da birst das Moor, ein Seufzer geht

Hervor aus der klaffenden Höhle;

Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:

»Ho, ho, meine arme Seele!«

Der Knabe springt wie ein wundes Reh;

Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh',

Seine bleichenden Knöchelchen fände spät

Ein Gräber im Moorgeschwehle.

 

Da mählich gründet der Boden sich,

Und drüben, neben der Weide,

Die Lampe flimmert so heimatlich,

Der Knabe steht an der Scheide.

Tief atmet er auf, zum Moor zurück

Noch immer wirft er den scheuen Blick:

Ja, im Geröhre war's fürchterlich,

O schaurig war's in der Heide!


 Annette von Droste-Hülshoff